Täter in der Politik
Gemäß Artikel 26 Absatz 2 des Grundgesetzes dürfen zur Kriegführung bestimmte Waffen „nur mit Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht werden“. Rüstungsexportgenehmigungen an NATO-Staaten oder NATO-assoziierte Staaten (Schweiz, Neuseeland oder Japan) werden vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesausfuhramt bewilligt.
Über besonders brisante Waffentransfers an die sogenannten „Drittstaaten“ (auch „sonstige Länder“ genannt) entscheidet letztlich nicht die Bundesregierung als solche, sondern der in geheimer Sitzung tagende Bundessicherheitsrat (BSR).
Dieses für Waffenexportgenehmigungen in Krisen- und Kriegsgebiete maßgeblich verantwortliche Gremium tagt im Bundeskanzleramt unter Führung der Bundeskanzlerin beziehungsweise des Bundeskanzlers. Weitere ständige Minister/innen sind:
- Bundesminister/in des Auswärtigen
- Bundesminister/in für Wirtschaft
- Bundesminister/in der Verteidigung
- Bundesminister/in der Finanzen
- Bundesminister/in des Inneren
- Bundesminister/in der Justiz
- Bundesminister/in für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Chef/in des Bundeskanzleramts
Andere Bundesminister und der Generalinspekteur der Bundeswehr nehmen bei Bedarf in beratender Funktion an den Sitzungen teil. Der Chef des Bundeskanzleramtes hat in den Sitzungen lediglich Beobachterstatus.
Mitglieder des Bundessicherheitsrats 2017
- Angela Merkel (CDU)
Vorsitzende des Bundessicherheitsrates
Bundeskanzlerin
BundeskanzleramtWilly-Brandt-Straße 1, 10557 Berlin
mehr - Sigmar Gabriel (SPD)
Vizekanzler, Bundesaußenminister
Bundesministerium des Auswärtigen
Auswärtiges Amt, 11013 Berlin - Brigitte Zypries (SPD)
Bundeswirtschaftsministerin
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
11019 Berlin - Ursula von der Leyen (CDU)
Bundesverteidigungsministerin
Bundesministerium der Verteidigung
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin - Wolfgang Schäuble (CDU)
Bundesfinanzminister, Bundesministerium der Finanzen
Wilhelmstraße 97, 10117 Berlin - Thomas de Maizière (CDU)
Bundesinnenminister, Bundesministerium des Inneren
Alt-Moabit 101 D, 10559 Berlin
mehr - Heiko Maas (SPD)
Bundesjustizminister, Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
Mohrenstraße 37, 10117 Berlin - Gerd Müller (CSU)
Bundesentwicklungsminister, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Stresemannstraße 94, 10963 Berlin - Peter Altmaier (CDU)
Chef des Bundeskanzleramts
Willy-Brandt-Straße 1, 10557 Berlin, Auswärtiges Amt
Diese neun BSR-Mitglieder verantworten Rüstungsexportgenehmigungen an Drittländer, wie Algerien, Saudi-Arabien, Ägypten, Südkorea und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Trotz schwerer Menschenrechtsverletzungen rangierten diese fünf Staaten laut dem Rüstungsexportbericht der Bundesregierung 2016 (auszugsweise Vorabveröffentlichung vom Januar 2017) allesamt unter den Top-Ten-Empfängerländern deutscher Kriegswaffenexporte. An Saudi-Arabien, Ägypten und die VAE durften deutsche Rüstungsunternehmen mit Zustimmung des BSK Kriegswaffen ausführen, obwohl diese am Krieg im Jemen beteiligt waren und sind.
Ohne die Zustimmung des Bundessicherheitsrats könnten die Täter in der Rüstungsindustrie nicht legal Waffen an menschenrechtsverletzende und kriegführende Staaten exportieren.
Jürgen·Grässlin beschreibt im Artikel „Oft ist Rüstungsexport Beihilfe zu Mord. Maßgeblich verantwortlich ist der Bundessicherheitsrat“, welchen Rüstungsunternehmen der Bundessicherheitsrat Waffenlieferungen genehmigt hat und für welche Länder. Der Artikel erschien in der "ZivilCourage" 5/2016 (Dezember), in der auch der Artikel von Philipp, Stefan: „Politisch und rechtlich problematischer BSR“ (S. 7) veröffentlicht wurde. Zum PDF des ZivilCourage-Artikels
Weitere Täter in der Politik:
Volker Kauder mehr
Siehe auch: Täter in der Rüstungsindustrie